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Humbug oder Hagelschreck?

aktuell, 28.05.2016

Aktive und passive Hagelabwehrmaßnahmen im Vergleich.

Schwere Gewitter mit Hagel werden dieses Wochenende über Deutschland erwartet.

In den vergangenen Jahren gab es in allen Landesteilen von Deutschland schwere Hagelgewitter, Neben zerstörten Scheiben, Rolläden und Autos wurde auch die Landwirtschaft von den Unwettern stark getroffen. Vor allem Maisbestände waren in den betroffenen Regionen nach den Unwettern häufig nicht mehr zu retten.

Bereits seit Jahrhunderten versuchen Landwirte, sich gegen die zerstörerischen Hagelkörner abzusichern. Bei der Hagelabwehr wird dabei zwischen aktiven und passiven Methoden unterschieden.

Hagel in einer Abbildung vor über 100 Jahren

Passive Maßnahmen sind in erster Linie Hagelschutznetze.

Auf den meist weiten landwirtschaftlichen Flächen finden diese aufgrund ihres hohen Preises aber meist keine Anwendung.

Besonders in Landkreisen der südlichen Bundesländer, etwa in Rosenheim oder Traunstein, bedienen sich Landwirte daher häufig den aktiven Hagelabwehrmethoden: Hagelflieger und Hagelraketen.

Beide sollen bedrohliches Wetter beeinflussen bzw. verhindern, indem sie ein Gemisch aus Silberiodid und Aceton in die Wolken einbringen. Die Kristallisationskeime, die durch die "Wolkenimpfung" künstlich ausbracht werden, sollen bei der passiven Hagelabwehr zu einer vermehrten Hagelkornbildung führen.

Dazu muss man wissen: Hagelkörner entstehen, indem ein bereits vorhandener Kristallisationskeim in der Höhe mit kalten Wassertropfen kollidiert. Nach vielen solcher Kollisionen bilden sich schalenartige Eisschichten.

Die höhere Anzahl sich bildender Hagelkörner, die das Ausbringen von Silberiodid bewirken soll, soll dafür sorgen, dass die Körner in kleinerer Form zu Boden fallen und dementsprechend weniger Schaden anrichten.

Was sich in der Theorie gut anhört, ist in der Praxis leider keine effektive Anti-Hagel-Maßnahme.

Seriöse, wissenschaftliche Nachweise, dass  Wolkenimpfungen Hagelunwetter dämpfen oder gar verhindern können, gibt es nicht.

Doch es zeigt sich noch ein anderes Problem: Damit es überhaupt zu dem oben beschrieben Effekt kommen könnte, müsste das Silberiodid in der richtigen Dosierung, zum richtigen Zeitpunkt und in die richtige Wolkenschicht ausgebracht werden. Gerade bei den meist extrem lokalen Hagelereignissen wäre dies wie ein "Sechser im Lotto".

Bei Hagel wie auch anderen Extremwettereignissen hat sich der Mensch, zumindest noch, also ganz der Natur unterzuordnen.

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