Agrartipp, 30.01.2016
Mehr Produktion bei weniger Konsum - diese Folgen hat die steigende Fleischproduktion auf Mensch, Tier und Umwelt.
Die gute Nachricht vorweg: Die Deutschen legen beim Fleischkonsum immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Immer wichtiger wird dem Verbraucher demnach, woher das Fleisch stammt und ob es unter "tierwürdigen" Umständen produziert wurde. Auch die zur Aufzucht verwendeten Futtermittel sowie die Arbeitsbedingungen und Löhne in der Fleischproduktion drängen sich immer mehr ins Bewusstsein.
Der am 13. Januar von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) vorgestellte "Fleischatlas Deutschland regional" zeigt aber auch die unschönen Entwicklungen der Fleischwirtschaft auf. Der Trend geht schon lange in Richtung Megaställe und Massenhaltung - das machen auch diese Zahlen deutlich: Acht von zehn Landwirtschaftbetriebe haben in den vergangenen 15 Jahren ihre Tierhaltung eingestellt. Parallel dazu hat in diesem Zeitraum aber die Produktion von Fleisch um 50% zugenommen.
In einigen Bundesländern, etwa Niedersachsen und NRW, ist die Anzahl gemästeter Tiere im Bundesvergleich überdurchschnittlich hoch. Und gerade hier, so weist es der Atlas aus, expandiert ist auch die Zahl der Anträge für neue Megaställe.
Da die Lust auf Fleisch in der deutschen Bevölkerung insgesamt leicht abgenommen hat, gelangt das Fleisch "made in Germany" zunehmend in den Export. Beispiel Geflügel: Kommen bei uns höchstens Brust, Flügel und Keulen in den Handel, wird der Rest des Huhns häufig nach Afrika verschifft. Nach Tagen und Wochen im Ausland angekommen, wird es dann trotz häufiger Keimbelastungen unter himmelschreienden Hygieneumständen auf den regionalen Märkten angeboten. Die verheerende Umweltbilanz, die das Huhn auf seiner langen Reise hinterlassen hat, kommt noch erschwerend zum Exportwahnsinn hinzu.
Doch auch hierzulande hinterlässt die exzessive Akkordproduktion ihre Spuren. Laut BUND fanden sich so in unmittelbarer Nähe der Megaställe etwa resistente Keime, zudem ist hier mitunter auch die Stickstoffbelastung deutlich erhöht. Der Einsatz von Antibiotika in solchen Massenbetrieben ist nicht üblich sondern notwendig.
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