Fit bei jedem Wetter, 12.02.2019
Deutschland - depressiv und vereinsamt?
Die Zahlen sind alamierend: Jeder dritte Deutsche leidet inzwischen an Depressionen. Depressionen sind auf dem Weg zur Volkskrankheit Nummer 1 zu werden; noch vor den weit verbreiteten "Rückenleiden". Gerade Herbst und Winter machen es uns hier mit dem Lichtmangel und dem häufigen Grau nicht leicht.
Die Ursachen für Depressionen sind sicherlich vielschichtig, Verallgemeinerungen daher gefährlich - aber einfache Beobachtungen bestätigen, dass die deutsche Gesellschaft, so bunt sie auch sein mag, sehr einsam zu sein scheint.
Eine der wesentlichen Ursachen für die Vereinsamung westlicher Gesellschaften: Der hohe Erfolgsdruck im Beruf. Wer in seinem Job keine Erfolge aufweisen kann - und das lernt man heute bereits in der Schule - ist ein "Niemand".
Die Verlierer dieses Karrierewettbewerbes haben wesentlich mehr Schwierigkeiten, eine dauerhafte Bindung / Partnerschaft einzugehen; Frauen achten heute wesentlich stärker als früher, dass der Partner zumindest einen gleichwertigen, gesellschaftlichen Status innehat.
Freizeitaktivitäten, von politischen Aktivitäten bis hin zur Mitgliedschaft in einem Sportverein kosten mitunter viel Geld. Nicht jeder kann sich hier Eintritt verschaffen; und wenn es dann doch "irgendwie" klappt, fühlt man sich mit einem geringen Einkommen nicht selten den Blicken der Besserverdienenden ausgesetzt. Die soziale Ausdifferenzierung funktioniert heute stärker denn je über bestimmte Statussymbole - das können Orte sein, in die man reist oder in denen man lebt, materielle Dinge oder eben auch die Mitgliedschaft in Vereinen, in denen nur bestimmte Gruppen Zugang haben.
Die Kinderlosigkeit der Gesellschaft sorgt dann für einen weiteren Rückzug. Wer keine Kinder haben kann oder will, dem helfen Haustiere als Kinderersatz über die Einsamkeit hinweg.
Nachbarn leben häufig jahrelang anonym nebeneinander her. Vor allem ältere und kinderlose Menschen sind von einer akuten Vereinsamung betroffen. Häufig wird erst dann Kontakt mit der Umgebung aufgenommen, wenn ein Leben schon fast gelebt ist, wenn altersbedingte Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz weit fortgeschritten sind und ein Leben alleine nicht mehr möglich ist.
Eine einfache Lösung gegen die Vereinzelung gibt es wohl nicht. Wir zahlen hiermit wohl teilweise den Preis, den wir für diese materialistisch eingestellte Wirtschaftsform zu zahlen haben.
Die Zukunft sieht, wenn es so weiter gehen sollte, nicht rosig aus. Mit der zunehmend alternden Gesellschaft wird wohl auch die Einsamkeit noch weiter ansteigen. Geburtenschwund und Wettbewerbsdruck bei den jüngeren Generationen werden wohl ihr übriges dazu beitragen.
Zumindest kommt mit dem Frühling bald wieder etwas mehr Licht in unser aller Leben...
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