Wer für einen Sport, in meinem Fall Laufen, werben möchte, dem gelingt das in der Regel nicht auf den unzähligen Laufveranstaltungen oder bei der täglichen Joggingrunde unter X anderen Sportlern. Wir haben uns längst an den Blick gewöhnt. Wer Werbung machen will, muss dort die Laufschuhe schnüren, wo kaum jemand laufend unterwegs ist.

Etwa im Trubel einer Millionenmetropole. Gut, in Berlin oder Paris begegnet man an Spree und Seine auch mehr laufenden als gehenden Menschen. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo sieht das aber schon ganz anders aus. In dieser schmutzigen und chaotischen Atmosphäre läuft keiner. Was vielleicht auch an der Luftqualität liegen könnte: Die Feinstaubwerte (PM2,5) sind hier exorbitant hoch, liegen zwischen 100 und 200 μg/m³. Zum Vergleich: Die europäischen Grenzwerte sehen bei PM2,5 einen jährlichen Durchschnittswert von 25 μg/m³ vor. Jeder Atemzug fühlt sich an, als würde man einen beherzt an einer Zigarette ziehen.

Und dann wäre das natürlich der Verkehr, den man so in europäischen Metropolen selbst an ganz, ganz schlimmen Tagen nicht mal ansatzweise vorfindet. (Heil) über die Straße zu kommen ist hier eine Kunst für sich. Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - erntet man als „lebensmüder Läufer“ in Kairo jede Menge erstaunter wie freundlicher Blicke von Einheimischen. Dort Laufen, wo es sonst niemand macht - eine bessere Werbung für den Sport kann es nicht geben.