Keine Helfer, überforderte Lehrer und Eltern

Fit bei jedem Wetter, 22.03.2021

Der schwierige Kindergarten- und Schulalltag von Diabetes-Kindern.

Anders als Diabetes Typ 1 entsteht der Typ 2 bei den Betroffenen nicht durch Bewegungsarmut oder Adipositas. Vielmehr liegt ihm eine Stoffwechselstörung zugrunde, die sich wahrscheinlich aus genetischer Veranlagung, Ernährungsgewohnheiten und dem Auftreten von Virusinfekten zusammensetzt.

Rasant steigt die Zahl der Diabetes-Typ-2-Patienten vor allem in den ganz jungen Bevölkerungsgruppen: Bei 35.000 Kindern und Jugendlichen kann hierzulande die Bauchspeicheldrüse nicht die für den Körper notwendige Dosis Insulin erzeugen. Jedes Jahr steigt die Zahl der Neuerkrankungen beim Diabetes Typ 2 in dieser Altersgruppe um bis zu 5%. Warum das so ist, darüber grübeln selbst Wissenschaftler.

Fakt ist, dass vor allem im Kindergarten- und Schulalltag erkrankte Kinder, Eltern und Pägagogen gleichermaßen hohe Hürden zu nehmen haben. Denn auch wenn sich die Diabetestherapie heutzutage einfacher gestaltet als noch vor einigen Jahrzehnten, bleiben die kleinen Patienten oder deren Aufsichtspersonen bislang noch nicht davon verschont, die richtige Insulinmenge zu ermitteln. Dafür müssen sie zunächst den Kohlenhydratewert für jede anstehende Mahlzeit ausrechnen. Mathematisch wie organisatorisch gesehen ein gerade für Kindergartenkinder oder Erstklässler nahezu unmögliches Unterfangen. Steht ihnen kein Helfer zur Seite, hilft den Kindern auch nicht die kleine und komfortable Pumpe bei der Bewältigung ihres Alltags hinweg, die das Spritzen des Insulins durch eine eigenständige Injektion überflüssig macht.

Anders als in den USA oder Großbritannien, unter anderem in diesen Ländern verfügen viele Schulen über angestellte Krankenschwestern, muss im deutschen Schulalltag entweder das sowieso schon an der Belastungsgrenze arbeitende Lehr- auch als zusätzliches Medizinpersonal einspringen.

Alternativ sind die Eltern oder von ihnen privat finanzierte Helfer gefordert, in dem Sie jeder Mahlzeit, die ihr Kind einnehmen möchte, beiwohnen und die Kohlenhydrate berechnen.

Integrations- bzw. Schulhelfer, die den Kindern im Kindergarten oder der Schule unter die Arme greifen könnten, sind in Zeiten steigender Inklusion in den meisten Bundesländern mehr als rar gesät.

Obwohl von gesetzes wegen ein Anspruch für betroffene Eltern / Kinder besteht, schieben sich Behörden und Krankenkassen die Verantwortung zur Kostenübernahme eines Helfers gegenseitig zu. Wie so vieles scheitert auch die Lebensqualität von Diabetes-Kindern und deren Umfeld an einem undurchsichtigen Bürokratieapparat, in dem niemand Verantwortung und erst recht nicht Kosten tragen will.

Ob die unterstützende Maßnahme durch einen Helfer der Bildung diene oder einer medizinischen Therapie gleichkomme, darüber stritten sich Krankenversicherungen und Sozialbehörden bis zuletzt. Häufig bleibt betroffenen Eltern nur der Klageweg, um das Leben ihres Kindes auch zu einem solchen zu machen.

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