Fit bei jedem Wetter, 12.10.2015
US-Präsidentschaftskandidat will den Tod abschaffen - auch bald bei uns?
Bisher hat sich Zoltan Istvan hauptsächlich als Science-Fiction-Autor einen Namen gemacht.
Nun strebt er für kommendes Jahr die US-Präsidentschaft an. Seit einigen Wochen tourt er dafür mit seinem als Sarg verkleideten Immortality-Bus (Unsterblichkeits-Bus) durch die USA.
Neben Wählerstimmen will er zunächst eine breitere Masse der Bevölkerung für seine Ideen und Forschungen gewinnen. Das zentrale Ziel dieser Forschungen ist die technologische Verbesserung der Spezies Mensch durch eine Erhöhung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit.
Langfristig gesehen soll sich dadurch auch der Tod besiegen lassen und unendliches Leben ermöglicht werden. Hinter seiner Präsidentschaftskandidatur steht die Transhumanistische Partei der USA, die Istvan im vergangenen Jahr selbst gründete. Seitdem haben sich auch in vielen europäischen Ländern transhumanistische Arbeitsgruppen gegründet.
In Deutschland war das Gründungstreffen der Transhumanen Partei für den 27. September angesetzt. Langfristig streben die Transhumanisten in Europa eine Vertretung im Europäischen Parlament an, um dadurch ihre Interessen besser repräsentieren zu können.
Bereits heute ergreifen einige Anhänger der transhumanistischen Bewegung erste Maßnahmen, um ein Weiterleben nach dem Tod zu realisieren. Sie lassen sich nach ihrem Tod einfrieren, in der Hoffnung in Zukunft durch neue technologische Möglichkeiten wieder zum Leben erweckt werden zu können.
Andere gehen davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich das Bewusstsein und die Persönlichkeit eines Menschen in eine Cloud hochladen lassen, um anschließend auch in anderen Körpern weiterleben zu können.
Ihnen allen gemein ist die Annahme, dass sich Maschinen in Zukunft dank künstlicher Intelligenz eigenständig entwickeln können und langfristig den Menschen überflügeln werden. Als Grundlage für diese Annahme dient ihnen der rasante technische Fortschritt der letzten Jahrzehnte.
Unterstützt wird die Bewegung durch eine Vielzahl privater Forschungseinrichtungen und Stiftungen, wie zum Beispiel auch durch die Deutsche Gesellschaft für Transhumanismus mit Sitz in Berlin. Dahinter stehen in vielen Fällen milliardenschwere Unternehmer aus der Technologiebranche. Durch das zunehmende Engagement in der Politik versprechen sich die Transhumanisten einen wachsenden Einfluss bei ihren Geldgebern und eine neue Welle der Aufmerksamkeit in der Bevölkerung.
Daher ist die Präsidentschaftskandidatur Zoltan Istvans wohl hauptsächlich als strategisches Kalkül zu betrachten; mit nennenswertem politischen Einfluss oder gar einem Wahlgewinn rechnet im Lager der Transhumanisten kaum jemand. Doch zumindest einige technologisch aufgeschlossene Anhänger der Demokraten und Republikaner hoffen sie mit ihren Ideen erreichen zu können.
Mögliche Unterstützer ihrer Kampagne vermuten sie am ehesten in der Schwulen-, Lesben- und Transgender-Bewegung, die gegenüber technologischen Veränderungen des Körpers als relativ aufgeschlossen gilt.
Im Gegensatz dazu wird aus den Lagern der religiösen Fundamentalisten und der Konservativen der größte Widerstand erwartet.
Im Gegensatz zu Amerika fehlt es den Transhumanisten in Europa weiterhin an finanzkräftiger Unterstützung - und auch die Bevölkerung ist gegenüber den propagierten Ideen nicht so aufgeschlossen wie in einigen Regionen der USA, allen voran im Silicon Valley.
Für die meisten Europäer klingt die Idee der Unsterblichkeit nach wie vor sehr irreal und eher nach Science Fiction als nach einem seriösen Wahlprogramm, sodass der transhumanistischen Bewegung auf unserem Kontinent kurz- und mittelfristig kaum Erfolgschancen zugetraut werden.
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