Erdbeben, Starkregen, Waldbrände und politisches Versagen

Donnerwetter!, 17.02.2023

Antakya/Hatay - einer der gefährlichsten Plätze der Erde.

Ja, er hat mich angezogen, dieser Ort Antakya. Mit seiner Geschichte, der ersten Kirche der Welt und den vier Religionen, die zusammen in einer Stadt leben. Aber auch seiner Geschichte der Naturgefahren.

Antakya

Schon immer war dieses scheinbare Paradies am Orontes/Asi sehr beliebt. Zu römischen Zeiten sollen hier 500.000 Menschen gelebt haben, bis eine Kette von Erdbeben die Stadt vollständig zerstörte. Einst war es die zweitgrößte Stadt im römischen Reich, quasi das New York oder Tokio des Altertums.

Hier kann man lernen, was Leben in Extremen bedeutet. An den meisten Tagen ist das Leben hier wunderbar; die Sommer zwar heiß, durch trockene Luft im Schatten der Amanos-Berge aber sehr erträglich. Mild sind die Winter, milder als in Sizilien. Drei Ernten pro Jahr sind an diesem, durch den Fluss Orontes fruchtbar gemachten Ort möglich.

Antakya vor dem Erdbeben

Wenn da nicht nur der Schatten des Grabenbruches wäre - der drei Platten, die Afrika, Asien und Anatolien voneinander trennen. In 20 Jahren, solange kenne ich diese Region, habe ich bereits einige kleine Erdbeben erlebt. In einem, wie ich inzwischen weiß, einigermaßen erdbebensicheren Gebäude. Bereits die schwachen Beben waren schon unheimlich, dass eine noch viel größeres Unglück droht, wollte kaum ein Einheimischer wahrhaben.

Im Jahr 2009 habe ich in türkischer und deutscher Sprache ein Buch verfasst, welches sich mit dem immensen Erdbebenrisiko in der Region um Antakya auseinandersetzt - "30 Sekunden" der Titel.

Lesen Sie hier den kompletten Text!

Neben den Beben hat der Ort auch noch mit einer Reihe weiterer Naturgefahren zu kämpfen. Extreme Waldbrände etwa oder Starkregen. Einmal fielen hier 150 Liter Regen binnen 24 Stunden. Und dann wäre da noch die politischen Situation, die auch kaum extremer sein könnte. Die Folgen des Kriegs sind hier hautnah mitzuerleben, spürbar durch Millionen Flüchtlinge aus Syrien.

Waldbrand bei Antakya (2013)

 

Waldbrand über den Amanos-Bergen im Jahr 2013. Im Hintergrund der missratene Flughafen von Hatay (nicht benutztbar durch ein Erdbeben)

Im Jahr 2015 habe ich beschlossen, der Region den Rücken zu kehren - nachdem es mit der AKP/MHP Regierung immer schlimmer wurde und man bei der Bank nicht einmal mehr an sein Geld kam.

Die politische Situation ist hier nun noch aussichtsloser. Schutt und Asche dominieren im syrisch-türkischen Grenzgebiet. Es wird ein steiniger Weg, das Gebiet wieder neu erblühen zu lassen, allerdings vergisst der Mensch schnell. In 50 Jahren wird man hier wieder über die Erdbebengefahr von damals lachen. Ein schneller Aufbau ohne  erdbebensichere Bauweise ist mit Sicherheit wieder zu erwarten. Man will weiter schnelles Geld machen.

Hoffen wir auf das Beste. Diese Stadt, dieses Land, der gesamte mittlere Osten hat besse Politik verdient als das. Vielleicht hilft das Erdbeben ja bei einem WIRKLICHEN Neuanfang. Noch tiefer runter geht es nicht mehr.

  Karsten Brandt
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