Natur-Wetter, 17.02.2015
Melbournes Bäume sind online.
Von der Digitalisierung bleibt nahezu kein Ort in unserem Alltag verschont. Möchte man in Zeiten von internetfähigen Kühlschränken und autonom fahrenden Autos, dem "Digitalen" entfliehen, bleiben nicht viele Orte zur Wahl. Einer unter Ihnen ist sicherlich der Wald, in der australischen Stadt Melbourne hat aber bereits hier ein neues Zeitalter begonnen.
Die etwa 70.000 von der Stadt verwalteten Bäume, zumeist Eukalyptusbäume, sind seit kurzem nämlich nicht nur fein säuberlich durchnummeriert, sondern kommen auch in den für Pflanzen eher ungewöhnlichen Luxus einer eigenen E-Mail-Adresse.
Aufmerksame Waldbesucher können so direkt enstandene Sturmschäden oder mögliche Krankheitserscheinungen an die zuständige Behörde melden. Diese kann anhand der baumeigenen Mailadresse direkt handeln. Skurill wird es aber dann, wenn in die Postfächer Briefe von Verehrern eingehen. Die Mailadressen werden nämlich nicht nur zur Berichterstattung von Schäden etc. genutzt, sondern auch von süßholzraspelnden Bürgern, die Ihre Bewunderung für die teils 100 Jahre alten Bäume in schnulzige Liebesbriefe verpacken.
Und da die Melbourner ihre Bäume so lieben, bleiben die Liebesbriefe natürlich auch nicht unbeantwortet. Die Stadtverwaltung hat eigens zur Beantwortung der Nettigkeiten ein mehrköpfiges Team abgestellt, welches in Baumes Namen die Post beantwortet.
Baum und Mensch - in diesem Fall in einem harmonischen Miteinander. Wären da nur nicht wieder einmal Kritiker, die der Stadt Verschwendung von Steuergelder vorwerfen.
Dabei ist die Liebe zum Baum auf dem fünften Kontinent nicht nur optischen Zwecken dienlich. Die grünen Riesen bekämpfen in heißen Perioden auch den sogenannten Hitzeinsel-Effekt. Durch die Absorbierung von CO2 tragen sie an heißen Tagen maßgeblich dazu bei, dass das Klima in den Städten ein wenig erträglicher ist.
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