Major Warming

Klima, 17.03.2016

Wie die plötzliche Erwärmung der Stratosphäre unser Frühjahr beeinflusst.

Im Jahr 1952 entdecke der Berliner Meteorologe Richard Scherhag im Rahmen seiner radiosondenbasierten Temperaturmessungen eine plötzliche Erwärmung der Stratopshäre; also der Schicht unserer Atmosphäre, die über unserer Wetterschicht (Troposphäre) in etwa 20 km Höhe liegt. Die starke Erwärmung im Winter, so stellte Scherhag fest, tauchte in regelmäßigen Abständen, durchschnittlich alle zwei Jahre, über der Nordhalbkugel auf und ist als "Berliner Phänomen" bekannt.

Verursacht wird die Erwärmung durch Luftdruckwellen, die sich bei bestimmten Wetterlagen von der Troposphäre vertikal in die über ihr liegende Stratosphäre ausbreiten. Hier angekommen, lösen sich die Wellen auf und setzten durch ihre Wellenenergie in einer Höhe von etwa 30 km dann erhebliche Wärme frei.  Bei einer starken Wärmeerzeugung sinkt die Erwärmung bis in eine Höhe von 15 km ab.

Bild: Achim Otto


Beim "Berliner Phänomen" wird zwischen zwei verschiedenen Arten der Erwärmung differenziert. Das Minor Warming tritt im Winter häufiger auf, hat nur eine leichte Erwärmung von wenigen °C zur Folge und bedeutet für unser Wetter keine gravierenden Auswirkungen.

Anders das Major Warning: Mit ihm erhitzt sich etwa alle 48 Monate die Stratosphäre binnen weniger Tage um über 50 °C und nimmt so Einfluss auf die Zirkulationsverhältnisse in der Stratosphäre.

So zerstört ein Major Warning den im Winter in der Arktis anzutreffenden Polarwirbel, der für Westwind in der Stratosphäre sorgt, und "zerschlägt" ihn in mehrere kleinere Teilwirbel. Die Folge: Die Winde schwächen ab und drehen sich mitunter sogar auf Ost. Der Jetstream schwächt ab, Hochdruckgebiete können dann weiter nach Norden vorstoßen und an ihrer Westseite milde Luft in Richtung Pol führen. Da die Tiefs ihre natürliche Zugbahn (von West nach Ost) so nicht mehr einhalten können, gelangen sie mit kalter Polarluft bis weit in den Süden. In unseren Breiten kann das Major Warming daher im Winter längere Kaltphasen zur Folge haben.

Genau diese Situation haben wir aktuell. In diesem Frühjahr sind vermehrt  Blockadelagen erwarten; also weniger Westwinde mit Tiefs, mehr kalte Hochdrucklagen bis in den April hinein.

Mehr dazu auch in unseren Langfristprognosen!

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