Stillstehende Hurrikans – ein neues Phänomen?

Klima, 14.06.2018

Wissenschaftler analysieren tropische Wirbelstürme und kommen zu erschreckenden Ergebnissen

„Es ist unerlässlich, dass wir weiterhin untersuchen, wie und warum tropische Wirbelstürme sich verändern, damit Entscheidungsträger auf der ganzen Welt den Gemeinschaften helfen können, sich besser auf die Zukunft vorzubereiten."

Jim Kossin 2018 (NOAA-Wissenschaftler)

 

Was passiert, wenn Stürme - wie Hurrikan Harvey - über einer Region verharren und nur langsam weiterziehen? Womit haben die Menschen zu rechnen und wie sieht das in der Zukunft aus? Der Klimawandel hält viele Veränderungen für uns Menschen bereit und die Verlangsamung von Stürmen mit seinen katastrophalen Auswirkungen, wurde jetzt von Wissenschaftlern bestätigt.

Wenn ein Hurrikan auf das eigne Wohnhaus zusteuert ist das schlimm. Doch noch schlimmer ist es, wenn er nicht mehr weiterzieht. Genau das ist vielen Menschen passiert, als Hurrikan Harvey mit einer Intensität von bis zu 215 km/h über sie hinwegfegte. Er blieb länger als ursprünglich angenommen und veränderte das Leben zahlreicher Menschen.

 

Hurrikan Harvey am 24. August 2017
- Bild: NOAA

 

Was ist das Verherrende, wenn ein tropischer Wirbelsturm über eine lange Zeit über einer Region bleibt?

Menschen, die sich in einer Region befinden in der ein Sturm wütet, müssen mit langanhaltendem Stromausfall, langen dunklen Stunden und starken Regenfällen rechnen. Wenn der Wirbelsturm (so wie dies bei Hurrikan Harvey der Fall war) nicht weiterzieht, kann der Niederschlag, den der Sturm mit sich bringt, das Land immer weiter überschwemmen und die Auswirkungen noch weiter verstärken. Das Wasser dringt immer weiter in die Wohnhäuer ein löscht Menschenleben aus, während der starke Wind eher an zweiter Stelle steht.

Harvey ist Teil einer stattfindenden Veränderung – kein Ausreißer

Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA, Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde) ist die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten und analysiert ständig Daten von NOAA-Satelliten, um Veränderungen von tropischen Wirbelstürme zu erkennen. Durch die Analyse vergangener Wirbelstürme konnten sie feststellen: Überall auf der Welt bleiben Wirbelstürme länger an einem Ort, als noch vor 70 Jahren. Hurrikan Harvey war also kein Einzelfall, sondern Teil einer gerade stattfindenden Veränderung. Sie konnten feststellen:

Zwischen 1949 und 2016 ist die Zuggeschwindigkeit tropische Zyklone insgesamt um 10 Prozent zurückgegangen.

 

Die Werte auf dieser Karte zeigen die prozentuale Verlangsamung der tropischen Wirbelsturmbewegung in fünf Regionen der Welt in den letzten 70 Jahren. Quelle: NOAA.

 

Wie kommt es zu dieser Veränderung und was hat der Klimawandel damit zu tun?

Die Geschwindigkeit eines Sturms wird vor allem von hohen Winden in der Atmosphäre kontrolliert. Stocken diese, ziehen unsere Wetterphänome langsamer weiter. Die Abschwächung der atmosphärischen Zirkulation ist nachzuweisen und ebenfalls auf den Klimawandel zurückzuführen. Gleichzeitig erwärmt die warme Luft die Meere und gibt Stürmen durch heftige Winde mehr Energie. Die warme aufsteigende Luft kann mehr Wasser speichern und abregnen lassen.

In Zukunft müssen wir also mit Wirbelstürmen rechenen, die länger über einem Ort verweilen und noch schlimmere Auswirkungen mit sich bringen. Die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, sind also jetzt schon spürbar und nicht erst ein Phänomen in der Zukunft.

 

Wichtige Quellen:

Kossin, J.P. (2018): A global slowdown of tropical-cyclone translation speed. Abrufbar unter: https://www.nature.com/articles/s41586-018-0158-3

National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) (2018): Slow storms - What happens when hurricans get stuck. Abrufbar unter: https://www.nesdis.noaa.gov/content/slow-storm-what-happens-when-hurricanes-get-stuck

  Sarah Bertram
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