Pressemitteilung, 12.10.2005
Klimawandel: Hurrikane immer häufiger?
Erstmals Hurrikan vor Europa
2005 wird als eine der extremsten Hurrikan-Saisons in die Geschichte eingehen. Und erstmals kam ein Hurrikan Europa bedrohlich nahe. Meteorologen vermuten, dass dies aufgrund des Klimawandels nicht das letzte Mal war...
„Normalerweise entstehen Hurrikane vor den Küsten Afrikas in der Nähe des 20. Breitengrades - denn eigentlich brauchen sie dazu Wassertemperaturen über 26 Grad“, erklärt Michael Klein vom Wetterservice Donnerwetter.de. Durch die Passatströmung werden die rotierenden Sturmtiefs nach Westen in die Karibik geleitet, dort erreichen sie ihre stärkste Kraft. „Diesmal war jedoch alles anders“, sagt Klein.
Der Wirbelsturm „Vince“ hatte sich am Wochenende mitten auf dem Atlantik bei nur etwa 23 Grad warmem Wasser gebildet. „Dies war nur möglich weil ein Höhentief die Luftmassen unterstützend nach oben sog“, erläutert der Donnerwetter.de-Meteorologe. Am Sonntag bildete sich dann sogar ein „Auge“, der wolkenfreie Bereich im Zentrum des Hurrikans, aus.
Glücklicherweise schwächte sich „Vince“ über dem vergleichsweise kalten Wasser des Atlantiks dann schnell wieder ab, so dass der ehemalige Hurrikan nur noch als tropisches Tief über die Südspitze Spaniens hinweg zog. In Jerez de la Frontera wurden immerhin noch Windböen mit 81 Stundenkilometern gemessen. In Sevilla fielen innerhalb weniger Stunden 42 Liter Regen pro Quadratmeter.
Michael Klein geht davon aus, dass „Vince“ der erste Hurrikan war, der sich jemals so dicht vor Europa gebildet hat: „Genau sagen kann man das nicht, da wir erst seit gut hundert Jahren verlässliche Wettermessungen haben und erst seit ein paar Jahrzehnten von Satelliten aus die Erde beobachten. Frühere Generationen konnten also nicht zwischen einem starken Sturm und einem Hurrikan unterscheiden. Doch bisher waren Meteorologen und Klimaforscher immer davon ausgegangen, dass das eigentlich unmöglich sei!“
Das Jahr 2005 wird ohnehin als eines der extremsten Hurrikan-Jahre in die Geschichte eingehen. In den USA richtete „Katrina“ die schwersten Schäden an, die ein Hurrikan dem Land jemals gebracht hat. Innerhalb eines Monats folgte „Rita“, danach wurde Mittelamerika von Hurrikan „Stan“ getroffen. „Vince“ war der 20. Hurrikan dieser Saison, die noch nicht zu Ende ist. Übrigens zählte man nur im Jahr 1933 mehr Hurrikane - damals waren es 21.
„Zum ersten Mal haben wir jetzt einen Hurrikan erlebt, der sich so weit nördlich und so weit östlich bildete“, sagt Michael Klein von Donnerwetter.de. „Wir werden wohl auch in Europa die möglichen Folgen des Klimawandels neu überdenken müssen, denn rein theoretisch können sich Hurrikane auch über dem warmen Wasser des Mittelmeeres bilden oder verstärken!“
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