Pressemitteilung, 29.06.2011
Meteorologen des Wetterservice Donnerwetter.de haben die Schadensbilanz eines Gewittertages berechnet.
Deutschland erlebt in diesen Tagen wieder das typisch deutsche Sommerwetter: Ein paar Tage sonnig und heiß, dann kräftige Schauer und Gewitter und die Temperaturen sind am nächsten Tag oft mehr als 10 Grad niedriger als zuvor. „Das ist der klassische Ablauf hier bei uns in Mitteleuropa“, erklärt Dr. Karsten Brandt (38) vom Bonner Wetterdienst Donnerwetter.de. „Unser Wetter in Deutschland wird von einem Wechsel aus Hochs und Tiefs bestimmt. Mal leiten sie warme Luft aus dem Süden zu uns, anschließend kommt wieder die kalte Luft aus dem Norden. Der rasche Luftmassenwechsel lässt dann die Gewitter entstehen.“
Brandt, der sich in seiner Doktorarbeit mit dem ökonomischen Wert des Wetters beschäftigte, hat die Kosten eines typischen Gewittertages berechnet. Der Klimatologe und seine Kollegen von Donnerwetter.de machen nicht nur seit 20 Jahren Wetterprognosen für Radiosender und Internetseiten, sondern erstellen auch Gutachten und Wetterauskünfte zum Beispiel für Versicherungsfälle. „Gerade jetzt, nach den vielen Gewittern der vergangenen Wochen häufen sich natürlich die Anfragen“, sagt Brandt. Je nach Größe und Auswirkungen könne ein Gewitter Kosten zwischen 100.000 und 2 Milliarden Euro verursachen, hat er berechnet. „Ein typisches Sommergewitter, das eine mittlere deutsche Großstadt trifft, hinterlässt zum Beispiel durchschnittlich 20 überschwemmte Haushalte oder Keller, 30 Haushalte haben Überspannungsschäden. Teilweise gibt es Hagelschäden, zum Beispiel an Autos. Hinzu kommen Einsatzkosten für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste.“ Auch die unbezahlte Arbeitszeit der Geschädigten, die überschwemmte Keller reinigen und Neuanschaffungen und Behördengänge erledigen müssen, fließen in die Bilanz mit ein. „Wird ein Gewerbebetrieb getroffen, entstehen Kosten durch Produktionsausfälle“, ergänzt Karsten Brandt. „Bei einer sehr vorsichtigen Bewertung kommt ein solches durchschnittliches Gewitter auf knapp 300.000 Euro Kosten.“
Während an heißen Sommertagen oftmals nur einzelne punktuelle Gewitter auftreten, entstehen bei rapiden Wetterwechseln, wie wir sie in den vergangenen Tagen und Wochen häufiger hatten, regelrechte Gewitterfronten. „Dann werden direkt mehrere Städte und auch kleinere Ortschaften von Gewittern getroffen, so dass wir an diesen Tagen mit etwa 23 Millionen Euro Kosten kalkulieren.“
Der volkswirtschaftliche Schaden von Gewittern ist nach Ansicht der Donnerwetter.de-Experten eher gering, da die Kosten zum größten Teil durch Versicherungen abgedeckt sind. Deren Risiko ist in den Prämien einkalkuliert. Treten jedoch mehr Unwetter als errechnet auf, müssen die Prämien erhöht werden, was sich dann wiederum auf die Volkswirtschaft auswirkt. „Volkswirtschaftliche Schäden entstehen ansonsten vor allem dann, wenn es tatsächlich zu Produktionsausfällen in Betrieben oder Kommunen kommt“, erklärt Karsten Brandt.