Pressemitteilung, 30.07.2008
Deutschland freut sich über die lang ersehnten heißen Tage. Doch gerade jetzt besteht für alte und kranke Menschen akute Lebensgefahr: Krankenhäuser und Pflegeheime werden zur Hitzefalle.
Endlich hat sich der Sommer über Deutschland ausgebreitet. Endlich scheint die Sonne von früh bis spät, endlich kann man abends wieder bis in die Nacht draußen bleiben. Doch so sehr wir uns über die ersten heißen Tage freuen, hohe Temperaturen kosten in ganz Europa jedes Jahr tausende Menschenleben. Genau beziffern will das Hitzesterben in Deutschland niemand, aber nach Schätzungen des französischen Gesundheitsministeriums starben in Frankreich im Rekordsommer 2003 in den ersten drei Wochen des Augusts über 14.000 Menschen.
Der Grund ist die Überhitzung der Gebäude, die sich bei tagelanger Hitze immer extremer aufheizen. Während dies für jüngere und gesunde Menschen keine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellt, wird es für ältere Menschen sehr schnell gefährlich. Doch gerade dort, wo kranke und gefährdete Menschen gepflegt werden, herrschen extrem lebensgefährliche Temperaturen.
„In den Pflegeheimen und Krankenhäusern steht die Luft. Es stinkt, die Feinstaubbelastung liegt meist über 1000 ppm, die Kohlendioxidwerte sind erhöht und vor allem heizen sich die Gebäude immer weiter auf“, erklärt Dr. Karsten Brandt (35) vom Wetterservice Donnerwetter.de die Situation. Die Bonner Meteorologen haben in vergangenen Hitzewellen immer wieder heimliche Messungen in Pflegeheimen und Krankenhäusern durchgeführt. „Besonders in den oberen Etagen lagen die Temperaturen fast immer über 28 Grad, bei 14 von 20 Pflegeheimen sogar über 30 Grad!“
Während gesunde Menschen unter diesen Temperaturen schon zu leiden haben, stellen sie für geschwächte Ältere eine akute Lebensgefahr dar: Weil die Zimmer nachts kaum abkühlen, finden die Patienten keinen Schlaf mehr, die Sterberaten schießen enorm in die Höhe. Bei der aktuellen Hitzewelle rechnen die Donnerwetter.de-Meteorologen mit 5-10 Todesfällen zusätzlich pro Tag in einer Großstadt wie Frankfurt. „Bundesweit können schnell 150 Hitzetote an zwei heißen Tagen zusammen kommen. Und dabei haben wir zur Zeit noch Glück, dass die Hitzewelle nicht besonders lange anhält und die Gebäude am Wochenende wieder abkühlen können.“
Dabei könnte gegen die hohen Temperaturen durchaus etwas getan werden: Moderne Bauweisen und Baustoffe, gute Durchlüftung und vor allem Klimaanlagen würden vielen Menschen das Leben retten. „Es ist so einfach und makaber“, meint Dr. Karsten Brandt, „aber hier zeigt sich, wie wenig unserer Gesellschaft die Alten und Kranken wert sind. Manchmal würde schon ein Rollladen helfen.“