Pressemitteilung, 19.09.2013
Der Wähler ist wetterfühlig. Die Untersuchungen des Wetterservice Donnerwetter.de haben gezeigt, dass das Wetter am Wahltag das Wahlergebnis beeinflusst. Schönes Wetter hilft der Regierung, schlechtes Wetter der Opposition.
„Bei dem Wetter sind die Wähler zu Hause geblieben“ lautet oft einer der hilflosen Versuche, das ungewünschte Wahlergebnis zu erklären. „Wir haben eins auf die Bademütze bekommen“ sagte der Regierende Bürgermeister nach der Kommunalwahl 1992 bei heißem, sonnigen Wetter in Berlin.
Doch diese Ausflüchte lässt Dr. Karsten Brandt von Donnerwetter.de nicht gelten. „In mehreren Untersuchungen wurde immer wieder festgestellt, dass das Wetter am Wahltag keinen bedeutenden Einfluss auf die Wahlbeteiligung hat.“ Doch die Meteorologen des Bonner Wetterservice, der seit über 20 Jahren Medien und Privatwirtschaft mit Wetterprognosen und –analysen versorgt, konnten zur Bundestagswahl 2009 einen erstaunlichen Zusammenhang belegen: Das Wetter beeinflusst offenbar die Verteilung der Stimmen: „Bei Wetter, das allgemein als ‚schlecht’ empfunden wird, erhält die bisherige Regierung schlechtere Werte als bei ‚schönem Wetter’“, sagt Brandt. Die Donnerwetter.de-Meteorologen haben verschiedenste Wahlen in ganz Deutschland untersucht. Nach ihren Analysen kann der Wettereinfluss bei einer Wahl ein bis zwei Prozentpunkte ausmachen, bei knappen Kräfteverhältnissen also durchaus entscheidend sein.
So gab es zum Beispiel bei der Bundestagswahl 2005 in Schleswig-Holstein extrem unterschiedliches Wetter. Nördlich des Nord-Ostseekanals war es grau und teilweise regnerisch, südlich davon war es noch heiter und im Südosten des Landes sogar regelrecht sonnig. In den sonnigen Teilen des Landes waren die Wähler mit der rot-grünen Regierung etwas gnädiger als in den bedeckten Wahlkreisen, wo sie stärker abgestraft wurde. „Auch bei Landtagswahlen mit Wettergrenzen und bei der Bundestagswahl 1998 zeigte sich ein signifikanter Schlechtwettereffekt“, erklärt Dr. Karsten Brandt. Bei 80 untersuchten Landkreisen betrug der Wettereffekt zwischen Gebieten mit sonnigem Wetter und denen mit trübem, regnerischem Wetter im Durchschnitt knapp 1,5 %.
Wahlforscher berichten immer wieder, dass je nach Wahl 10 bis 20 Prozent der Wähler erst am Wahltag entscheiden, wem sie ihre Stimme geben. Bei diesen Wählern kann nach Meinung der Bonner Meteorologen der psychologische Faktor des Wetters eine entscheidende Rolle spielen. „Die meisten kennen es von sich selbst, aber auch verschiedene Statistiken belegen die Wetterlaunigkeit der Menschen“, sagt Karsten Brandt. „Wenn die Sonne lacht und ins Freie lockt, sieht die Welt und damit auch die politische Situation nicht ganz so grau aus. Wenn das Wetter dagegen auf’s Gemüt schlägt, steigt die Unzufriedenheit und damit auch der Wunsch nach Veränderung.“
Da die Unentschiedenheit in den vergangenen Jahren offenbar immer weiter zunimmt, könnte das Wetter also eine immer wichtigere Rolle bei der Wahl spielen. Schlechtes Wetter ist eher Oppositionswetter, schönes Wetter Regierungswetter. Oder wie es früher hieß: „Kaiserwetter“.