Buchbesprechung am Sonntag

aktuell, 04.02.2018

'Und, was machst Du so? Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch'

Ich habe selten so gelacht wie über das ernst gemeinte Buch "Und, was machst Du so?" von Patrick Spät.

Der Autor spießt auf, dass wir uns nur noch über die Arbeit definieren: "Ich arbeite, also bin ich".

Dabei lässt er unter anderem Schriftsteller Georg Büchner sprechen, der einst feststellte "Unser Leben ist der Mord durch Arbeit, wir hängen sechzig Jahre am Strick und zappeln..."

Tatsächlich ist die einseitige Fixierung des Lebens auf Arbeit ein großes Problem - fällt diese Arbeit weg, fällt der Mensch. Nichtstun gilt als verpönt, sogar auch mal als asozial. Die Weimarer Verfassung aus dem Jahr 1919 kannte eine Art Arbeitspflicht, bzw. eine Pflicht zur Gesunderhaltung, um dem Gemeinwesen nicht zur Last zu fallen. Jeder Deutsche hat, unbeschadet seiner persönlichen Freiheit, die sittliche Pflicht, seine geistigen und körperlichen Kräfte so zu betätigen, wie es das Wohl der Gesamtheit erfordert.

Jedem Deutschen soll die Möglichkeit gegeben werden, durch wirtschaftliche Arbeit seinen Unterhalt zu erwerben. Soweit ihm eine angemessene Arbeitsgelegenheit nicht nachgewiesen werden kann, wird für seinen notwendigen Unterhalt gesorgt.

Die Nazis steckten Müßiggänger und Vagabunden nach zweimaliger Verweigerung der Arbeit in Konzentrationslager. Die "Asozialen" wurden mit einem schwarzen oder braunen Dreieck als solche gekennzeichnet. Zusätzlich galt ein reichweitendes  Bettelverbot. Auch die UdSSR ging sehr hart gegen Faule vor. In der Verfassung stand: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."

Die DDR hatte ebenfalls kein Nachsehen mit Faulenzern und sperrte sie schnell weg. Man befand, Nichtarbeitende würden sich am "werktätigen Volk" vergehen.  Auch in der Bundesrepublik gibt es immer wieder Diskussionen darum, ob es gerecht sei, Menschen zu bestrafen mit Hartz IV-Sanktionen, die nicht arbeiten wollen.

Die Zukunft, in der weniger Arbeit von wenigen gemacht wird und sehr viel mehr Menschen im Rahmen der Digitalisierung und Robotisierung mehr Zeit auf den Parkbänken vebringen, könnte noch interessant werden.

Der Autor vermutet, dass dann das gesamte Arbeitssystem auf den Kopf gestellt wird, da die kleine Zahl von Gewinnern nicht mehr ausreicht, um das kapitalistische System aufrecht zu erhalten. Ähnlich Töne waren aktuell auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum zu hören. Wir sind gespannt...

"Und, was machst du so?: Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch" von Patrick Spät

Taschenbuch: 168 Seiten, Rotpunktverlag, ISBN: 978-3858696168

9,90 Euro

 

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