aktuell, 29.11.2023
Inwieweit beeinflussen mildere Winter den Blütezeitpunkt?
Die Winterruhe in der Phänologie, die zehn statt vier Jahreszeiten kennt, unterteilt sich nochmals in zwei Phasen: Die Endo- und die Ökodormanz.
Die Endodormanz setzt nach dem Laubfall ein und dauert etwa 25-30 Tage an – die Blühknospen der Pflanzen befinden sich während dieser Phase in einem Ruhezustand. Während der Endodormanz werden die Blühknospen durch Phytohormone (z. B. Abscisinsäure) in der Knospe gesteuert, ein Austrieb während der Endodormanz-Phase ist somit unmöglich. Zur Überwindung der Endodormanz müssen die Pflanzen über einen gewissen Zeitraum kühleren Temperaturen ausgesetzt sein, vornehmlich im leicht positiven Temperaturbereich liegend. Wird nach Akkumulation dieser Kälteeinheiten („chilling“) der artenspezifische Kälteanspruch erfüllt, geht die Endo- in die Ökodormanz über.
Anders als bei der Endodormanz spielen bei der Ökodormanz Lufttemperaturen eine Rolle, wenn es um den Blüteprozess geht - zumindest wenn die Pflanze über einen längeren Zeitraum Temperaturen von 20 bis 24 Grad ausgesetzt ist.
Auf genau dieser phänologischen Grundlage basiert auch die Tradition der Barabarazweige. Am Barbaratag (04.12.) werden hierbei Zweige von Forsythien, Kirschen oder Zwetschgen geschnitten und in Vasen gestellt, an Weihnachten sollen diese dann blühen. Dies geschieht allerdings erst dann, wenn zum Stichtag 04.12. die Pflanze bereits die Endodormanz-Phase verlassen hat.
Milde Wintertemperaturen spielen bis Anfang/Mitte Februar also keine Rolle bem Blüteprozess - erst danach, in der ontologischen Phase, wächst der Einfluss der Temperatur.
Fünf chemische Entwicklungsphasen
Die vorbereitende Blühphase im Freiland stellt sich in der auf die Ökodormanz folgenden Ontogenischen Phase zwischen Mitte/Ende Februar und Anfang März ein und endet mit der Blüte der Pflanze. Zum Ende der Ökodormanz sowie während der Ontogenischen Phasen spielen dann die Temperaturen eine entscheidende Rolle für die weitere Pflanzenentwicklung. Auf die Ontogenische Phase folgt mit Blühbeginn im Frühling die Zeit bis zur Fruchtreife - diese Phase wird ab dann von der Paradormanz abgelöst, die widerum mit dem Blattfall in die Endodormanz übergeht und somit den chemischen Kreislauf der phänologischen Entwicklungsphasen schließt.
(Quelle: F. Chmielewski und K-P Götz, DWD Phänologie-Journal, Berlin, Nov. 2023)
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