aktuell, 11.02.2020
Durcheinander bei Unterrichtsaufall während Sturm 'Sabine' - warum es neben 'sturmfrei' keine Alternative geben darf.
Die Auswirkungen von Sturmtief "Sabine" waren vor allem am gestrigen Montag weitreichend. Nicht nur gestrichene Reiseverbindungen an Bahnhöfen und Flughäfen zwingten zu organisatorischem Umdenken - auch der Unterrichts- und Betreuungsausfall an Schulen stellte viele Eltern vor Probleme.
Dass "Sabine" nicht nur ein Stürmchen werden würde, wurde seitens der Wetterdienste bereits Anfang vergangener Woche kommuniziert. Zeit genug eigentlich, um eine Telefonkette zu starten, oder?
Die Entscheidung einiger Städte und Kommunen, den Unterricht für den Montag (10.02.), also dem Hauptsturmtag, ausfallen zu lassen fiel dann teilweise aber erst am späten Sonntagabend. Teils gut, teils schlecht über den eigenen Internetauftritt kommuniziert. Eigentlich auch egal, denn für viele berufstätige Eltern viel zu spät, um eine alternative Betreuung zu organisieren oder den Arbeitgeber zu informieren.
Hinzu kam: Die Einrichtungen innerhalb einer Kommune, je nachdem ob unter städtischer, kirchlicher oder privater Trägerschaft, kochten in vielen Fällen nochmals ihr eigenes Süppchen: Während die einen Schulen und Kindergärten am Montag komplett "dicht machten", stellten es andere den Eltern frei, ihre Kinder zu schicken. An wieder anderen herrschte normaler Unterricht oder Betreuungsangebot.
Für nicht alltägliche Sturmereignisse wie "Sabine", bei denen eine unmittelbare Gefahr für Kinder auf dem Schulweg besteht, halten wir den Ausfall eines Unterrichtstages, über mehr sprechen wir ja gar nicht, für absolut vertretbar und die beste Lösung.
Die Schließung der Einrichtung muss dabei sofort mit Aufkeimen einer akuten Wetterwarnlage kommuniziert werden und nicht "kurz auf knapp" ein paar Stunden vor Unterrichtsbeginn.
Ein Unterricht auf freiwilliger Basis gefährdet nicht nur das Wohlergehen derer Kinder, die von ihren Eltern trotz Sturmgefahr alleine auf den Schulweg geschickt werden. Lehrer und Betreuer setzen sich gleich zwei Gefahren aus: Zum einen der körperlichen, die für andere Arbeitnehmer selbstverständlich auch besteht. Auf der anderen Seite werden sie aber zur Verantwortung gezogen, wenn die Nichtankunft eines nicht abgemeldeten Kindes in der Schule nicht an die Eltern weitergegeben wird. An Tagen wie den letzten herrscht an vielen der eh schon personell mangelbesetzten Schulen zusätliches Chaos: Wer hat sein Kind abgemeldet, wer nicht? Wessen Kind ist trotz einer Nichtabmeldung nicht in der Schule angekommen?
Lehrer und Betreuer können, wenn zweite Frage nicht durch ein Telefonat mit den Eltern eindeutig geklärt werden kann, in eine heikle juristische Situation gebracht werden.
Der Bildungsauftrag ist an Tagen mit Sturm und "freiwilligem Unterricht" sowieso vernachlässigbar. Ein aktuelles Beispiel von einer Grundschule in Nordrhein-Westfalen, an der der Unterricht am Montag auf freiwilliger Basis stattfand: Hier ließen über 60% der Eltern ihre Kinder zuhause. Der Rest kam in die Schule, wurde aber aufgrund der hohen Fehlzahl an Schülern dann aber mit einem Film statt mit Mathe und Deutsch unterhalten - und dafür Risiken eingehen?
Wer sich, wie in vielen Regionen des Landes, über Jahre hinweg einen eklatanten Mangel an Lehrern und Erziehern leisten kann, für den geht auch nach einem ein Tag "sturmfrei" die Welt nicht unter.
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