Radartäuschung mit 'Düppeln'?

Spezial, 27.03.2006

Nehmen wir einmal an, am 19.7.2005 wären 'Düppel' über Mitteleuropa ausgebracht worden. Diese wären im Satellitenbild nicht zu sehen gewesen. Auch beim Blick in den Himmel vom Boden aus hätte man diese 'Düppel' nicht erkannt, außer wenn die Konzentrationen extrem hoch sind. Auch ein Teilchen von - sagen wir - 2,5 cm Länge und einer Breite von 1-2 cm (die Länge muss genau zur Wellenlänge des Radarstrahls passen) auf einem Kubikmeter Luft fällt nicht auf, selbst wenn diese Teilchen über mehrere Kilometer Länge ausgebracht werden. Der Grund liegt darin, dass selbst bei einer bestimmten Beschichtung, die das Sonnenlicht reflektiert, nur 1-2 % des Sonnenlichtes, je nach Lage des 'Düppels' reflektiert werden. Steigt die Konzentration der Düppel weiter an, können schätzungsweise bei 4-5 Düppeln pro Kubikmeter Luft Reflektionseffekte auftreten. Sind die 'Düppel' aber dunkel gefärbt, so dass das Sonnenlicht nicht reflektiert wird, können selbst noch höhere 'Düppel'-Konzentrationen pro Kubikmeter mit bloßem Auge kaum entdeckt werden. Satellitenaufnahmen sehen diese 'Düppel' sowieso nicht, da sie Bilder über 250 m - 1000 m pro Punkt machen und dann geringe Konzentrationen nicht weiter auffallen. Bei haarfeinen Düppeln können die Konzentrationen noch weit höher liegen, bevor sie mit dem menschlichen Auge sichtbar sind.

Ab welcher Konzentration 'Düppel' im Radarbild auffallen ist schwer einschätzbar. Nach Angaben von Radarexperten muss schon mindestens 1 'Düppel' pro Kubikmeter Luft ausgesetzt werden, um eine Reflektion im Radarstrahl zu erzielen. Geht man von einem altmodischen 'Düppel' aus, der bis in die achtziger Jahre aus einem einfachen Drahtgeflecht bestand, kommen enorme Mengen bei einer großflächigen Ausbreitung in Frage. Geht man von einer Fläche in der Breite über Norddeutschland von 50 km, von einer Länge von 200 km und einer Schichthöhe von 100 m aus, muss man mit 10 Mio. ausgesetzten 'Düppeln' rechnen. Bei einem angenommenen Gewicht von 2 g pro 'Düppel' müssen also 20 Tonnen Material per Flugzeug ausgebracht worden sein!

Wahrscheinlich müssten bei dieser großen Anzahl von 'Düppeln' auch welche am Boden zu finden sein. Moderne 'Düppel' müssen allerdings nicht aus Drahtgeflecht bestehen, sondern können auch aus anderen Substanzen aufgebaut sein, so dass sie verdunsten oder sich in Wasser lösen können.

20 Tonnen oder mehr in die Atmosphäre auszubringen, um das Radar zu täuschen ist natürlich mit entsprechenden Flugzeugen machbar. Da die ungefähre Höhe mit Hilfe der Radargeräte auf 5-6 km festgelegt werden kann, gibt es, wenn es 'Düppel' zur Radartäuschung waren, nur zwei Möglichkeiten, wer so etwas unternehmen kann. Wissenschaftliche Institute arbeiten zur Erforschung der hohen Atmosphäre zeitweise mit 'Düppeln'.
Diese werden mit Raketen in große Höhen geschossen, die weit über den hier beobachteten liegen.
  Karsten Brandt
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