Das Wetter als Wahlbeeinflusser?

aktuell, 11.09.2020

Spezial zur Kommunalwahl in NRW am 13.09.2020

Strömen die Menschen bei gutem Wetter vermehrt zu den Wahlurnen, während sie bei schlechtem zu Wahlmuffeln mutieren? Auch in Zeiten, in denen die wetterunabhängige Briefwahl immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird das Wetter gerne mal als Faktor hinzugezogen, wenn es um die Wahlbeteiligung in der Bevölkerung geht.

Bereits vor einigen Jahren haben wir hierzu eine kleine Studie durchgeführt - analog zur damalig einzigen Vorläuferuntersuchung (die sich allerdings nur auf eine Stadt bezog) aus dem Jahr 1991 (vgl. Brennecke). Das Ergebnis: Das Wetter keinen nennenswerten Einfluss auf die Wahlbeteiligung.

Dieses Ergebnis ist wahrscheinlich für Politiker oder den ein oder anderen Journalisten überraschend. Besonders für Politiker dient das Wetter gerne mal als Ausrede, dass nur wenige Menschen zu den Wahlurnen zu bewegen sind.

Schon 1994 stellte Eishold in seiner Studie in Stuttgart unter Nichtwählern fest, dass nur 31 bekennende Nichtwähler von über 14.00 das nasskalte Wetter als Grund für die fehlende Wahlmotivation angaben. Somit spielte für nur etwa 2 % aller Nichtwähler das Wetter eine Rolle.

Das Wetter ist in unserer freizeitorientierten Gesellschaft sicherlich ein wichtiger Faktor, den Wahlakt beeinflusst es aus verschiedenen Gründen aber nur wenig. Wer den wetterabhängigen Weg zum Wahllokal scheut, kann sich per Briefwahl bequem zu Hause entscheiden. Ist eine Wahl spannend und möchte man unbedingt seine Stimme geltend machen, wird dies auch getan - und zwar unabhängig davon, ob es schneit oder regnet.

Nur in ganz seltenen Fällen ist es möglich, dass das Wetter die Wahlbeteiligung beeinflusst hat. Die Auswirkungen bleiben für uns aber verborgen, da viele andere längerfristige Trends und andere wahlspezifische Faktoren bei weitem mehr Bedeutung haben.

Auf den Punkt gebracht: Die deutschen Wähler sind nicht wetterfühlig!

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