Unter dem Radar

aktuell, 12.01.2024

Blitzeislage am Donnerstag - keine Chance für KI, Radar und Computermodelle.

Eine Blitzeislage wie wir sie am Donnerstag zu spüren bekommen haben, gibt es auch nicht aller Tage: Von der Nordsee her ist gestern ein 300 bis 400 km dickes Feuchtigkeitspaket aufgezogen ist. Mit einem Flugzeug hätte man sich bereits nach 1.000 Metern Höhe über diesem Paket bewegt und die Sonne wäre zum Vorschein gekommen; am Boden dagegen gab es eine dichte Nebelwurst mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und Sprühregen.

Sprühregen und Radar

Der Radarstrahl ging bei seiner Abtastung gestern über das Nebelpaket hinweg – muss er auch, weil die Messung sonst zu oberflächennah wäre. Bei einer zu tiefen Abtastung würden etwa Gebirge mit in den Strahl gelangen. Aus diesem Grund, und auch wegen seiner sehr geringen Intensität, flog der Sprühregen gestern sprichwörtlich „unter dem Radar“. Die Computermodelle zeigten das Wolkenpaket mit Nordwestströmung zwar an, jedoch nicht die geringen Regenmengen, die aus ihm fielen.

Bild: Achim Otto

Zu spät gewarnt?

Ähnlich wie Anfang November während einer schweren Sturmlage zeigte sich auch hier wieder: Nicht nur die Computermodelle gilt es zu beachten, auch die Stationsmeldungen müssen intensiv beobachtet werden. Letzteres gestaltet sich heute mitunter schwierig, da viele Beobachterposten abgeschafft wurden; gerade bei einer Wetterlage wie der aktuellen sind die Beobachter aber elementar wichtig für eine gute und korrekte Vorhersage bzw. einer rechtzeitigen Wetterwarnung. Automatiken, Modelle und KI schaffen es bislang nicht, diese gleichwertig zu ersetzen.

Möglicherweise kam die Warnung vor Blitzeis am gestrigen Donnerstag daher ein wenig zu spät - und vor allem auch nicht als Unwetterwarnung! Warnungen vor markantem Wetter haben die Angewohnheit, gerne mal „durchzurutschen“ und weniger wahrgenommen zu werden.

Dabei ist gefrierender Regen, egal ob in geringer oder ausgeprägter Form, stets eine sehr gefährliche Angelegenheit. Es zeichnete sich zuletzt ab, dass während Gewitterlagen gerne sehr großzügig Unwetterwarnungen ausgegeben werden; bei schweren Sturmlagen oder wie hier Blitzeis begnügt man sich allenfalls mit einer Warnung vor markantem Wetter. Man hat das Gefühl, dass die Verantwortlichen zunehmend entfernt vom Wetter agieren: Wie das Wetter draußen wirklich ist, lässt sich manchmal eben nicht nur am Computer sitzend feststellen.

Wie geht es weiter?

In der neuen Woche wird es zumindest wieder ein wenig milder, am Montag gibt es dann für weite Landesteile ein paar weiße Flocken. Die Wochenmitte könnte dann turbulent werden: Eine Luftmassengrenze mit noch unklarem Verlauf trennt den Süden mit kurzzeitig milden und den Norden mit kalten Temperaturen. In der Mitte bzw. entlang der Luftmassengrenze kann es dann 10 oder 20 cm Neuschnee geben.

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